Über die Angst, im Kreis zu sprechen

von Wolfgang Morgenthaler

Angst

"Ich habe Angst im Kreis zu sprechen, was kann ich dagegen tun?"

Die einfache Antwort: sei du selbst. Lass mich erklären was das bedeutet. Die Lösung liegt eben nicht darin, etwas gegen die Angst zu tun. Das würde bedeuten etwas gegen dich selbst zu tun, gegen dein Fühlen. Es wäre ein Ablehnen des Teils von dir selbst, der unsicher ist, der sich nicht zeigen möchte, der Angst hat. Dabei geht es gerade darum, diesen Teil in dir anzunehmen. Also sei genau mit dem was ist.

Wenn du Angst hast etwas zu sagen, dann spricht darüber, teile es mit. Wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, dann spricht darüber. Spreche von dem nichts wissen, dem Gefühl nichts gutes sagen zu können. Versuche nicht anders zu sein, als du gerade bist. Wenn du ausgesprochen hast, was gerade in dir ist, dann halt einen Moment inne. Vielleicht kommt etwas Neues? Wenn nicht dann ist es gut so.

Mut ist nicht etwas ohne Angst zu tun, sondern Mut ist etwas trotz Angst zu tun.

Die anderen werden dir für dein ehrliches Mitteilen dankbar sein. Für deine Offenheit. Dafür, dass du dich ihnen zeigst ... anstatt zu versuchen jemand anderes zu sein, als du gerade bist.

Warte nicht mit dem Sprechen bis die Angst weg geht, sondern sprich trotz der Angst - dann wird sie weg gehen. Sei freundlich mit dem, was in dir ist.

Wenn du wieder in der gleichen Situation bis, dann mache es genauso. Sprich über dein 'ich weiss nicht was sagen', sprich über deine Angst, sprich über deine Unsicherheit. Wenn du das ein paar mal gemacht hast, wirst du eine Veränderung bemerken. Dein System lernt, dass es keine Angst haben muss. Plötzlich ist der Raum offen für etwas neues. Das was bisher hinter der Angst verborgen war, tritt in den Vordergrund. Vielleicht verspürst du sogar so etwas wie Entspannung?

Nun kannst du einfach du sein mit dem was gerade ist, mit all deinen Gedanken, mit all deinen Gefühlen. Du wirst erstaunt sein, wie viel du plötzlich mitzuteilen hast.

Lass dich nicht Begrenzen! - Grenze und/oder Begrenzung?

von Wolfgang Morgenthaler

Grenzen & Begrenzungen © knipseline / pixelio.de
Grenzen & Begrenzungen © knipseline / pixelio.de

„Das kannst Du nicht. Das ist gefährlich. Das darfst Du nicht. Sei leise. Sei nicht wütend. Das macht man nicht. Was sollen die anderen denken. Das ist sündig, ...“.

Kommen Dir solche Sprüche aus deiner eigenen Kindheit bekannt vor?

Es geht um Macht und um Kontrolle. Menschen mit Angst, ohne Selbstvertrauen und mit einem geringen Selbstwertgefühl sind leichter zu kontrollieren. Manchmal geschehen solche Sätze in bestem Glauben. Durch Eltern, die es selbst nicht anders erlebt haben. Eltern die gar nicht wissen, wie sie selbst durch solche Sätze in ihrer Größe beschnitten wurden und nun tun sie das gleiche ihren eigenen Kindern an.

Doch wem dient das? Für was ist das gut? Es ist für gar nichts gut. Zumindest nicht für Dich. Es kontrolliert Dich, lässt dich klein und abhängig sein. Macht Dir Angst. Damit können andere Macht über dich ausüben, können Dich benutzen. Institutionen, Politiker, Arbeitgeber, … so viele benutzen dieses ‚Spiel‘ und manchmal tatsächlich auch Menschen, die uns gefühlt sehr nahe sind, die vornehmlich oder tatsächlich nur das Beste für uns wollen.

Diese Sätze prägen sich tief ins Unterbewusstsein ein und hinterlassen Spuren, die uns ein Leben lang begleiten. Es ist wie Gift für die beiden Lebenselexiere Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl.

Diese teuflische Kombination hindert Dich daran, deine ganze Größe zu leben. Statt dessen bis Du beherrscht von Angst, Ablehnung, Schuldgefühlen und Scham. Du machst Dich klein und setzt vermeintliche „Grenzen“, die einzig dazu dienen, nicht mit diesen alten Gefühlen von Schuld, Scham und Angst in Kontakt zu kommen.

Ganz anders ist es mit den aus deiner eigenen Seele heraus gesetzten Grenzen. Diese Grenzen dienen dir. Sie geben dir die für dich notwendige Sicherheit, damit du dich in einem (noch) unbekannten Umfeld. Sie ermöglichen Dir zu wachsen, dich in deine ganze Größe hinein zu entfalten, damit du der oder die sein kannst, der oder die Du schon immer bist. Du darfst damit spielen, mal großzügig sein, mal enger. Ganz wie du es für dich brauchst. Innerhalb deiner eigenen Grenzen kannst Du lebendig, liebevoll, fühlend, strahlend, glücklich, ängstlich, berührt und das Leben feiernd sein. Manchmal traurig, manchmal wütend. All die verschiedenen Farben bist Du und darfst Du sein. Innerhalb der von Dir selbst frei festgelegten Grenzen. Sie schützen dich. Damit Du die Erfahrungen, die Du jetzt machen möchtest, machen kannst. Sie halten den Raum frei von Dingen zu denen Du ein deutliches Nein hast. Sie geben Dir den Raum, zu wachsen. Deine Grenzen kannst Du selbst erweitern … oder enger fassen. Gerade so wie du es im Moment brauchst.

Das ist der Unterschied zu Begrenzungen.

Begrenzungen sind wie Fesseln. Grenzen sind wie der Rand einer Spielwiese …

Begegnung erfahren

von Wolfgang Morgenthaler

Man kann es nicht erklären, du musst es selbst erleben, musst es selbst erfahren. Darum geht es in meinen 'Du berührst mich!'-Abendworkshops: Erfahrung ... Dich selbst erfahren mit allem was Du bist. Indem Du Dich selbst erfährst, erlebst Du mehr und mehr wer Du wirklich bist. Nicht das Wesen an der Oberfläche, nicht Angst, Unsicherheit oder Selbstzweifel ... sondern tief darunter, das unschuldige, lebendige, strahlende, einzigartige Wesen das Du bist. Das ist der Raum, in den ich an diesem Abend einladen möchte. Die Begegnung, der Kontakt und die Berührung mit anderen Menschen ist dabei nur eine Stufe zu etwas Höherem. Etwas, das man nicht mit Worten beschreiben kann. Man kann es nur selbst erfahren.

Noch wichtiger als die Berührung selbst ist, sich dabei auch tatsächlich zu begegnen. Da zu sein mit allem was geschieht. Unsicherheit, Anziehung, Zweifel, Freude. Was auch immer in dir geschieht darf genau so sein. Wenn Du Dir selbst diese Erlaubnis geben kannst, dann wirst Du etwas Neues entdecken, etwas Magisches kann geschehen.

Es erinnert mich an eine Liedzeile des deutschen Liedermachers Reinhard Mey:

... Du kannst fliegen, ja du kannst. Lass den Wind von vorne weh'n. Breite die Flügel du wirst sehen. Du kannst fliegen, ja du kannst...

Reinhard Mey

Manchmal braucht es etwas Mut dazu ... die Flügel auszubreiten und der inneren Stimme zu folgen, der eigenen Sehnsucht zu vertrauen.

Lass Dich an meinen 'Du berührst mich!' Abenden nähren von Musik, Berührung und Kontakt. Lerne neue Menschen kennen. Spiele, experimentiere, erlaube dir immer so zu sein wie du gerade möchtest. Dabei entscheidest Du selbst, wie weit du gehen möchtest, wie sehr du dich gegenüber den anderen öffnen möchtest, wie sehr du andere berühren möchtest oder dich selbst berühren lässt.

Von der Liebe

von Wolfgang Morgenthaler

Von der Liebe

Rose
Rose © günther gumhold / pixelio.de

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.

Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.

Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettertn kann
wie der Nordwind den Garten verwüstetet.

Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit.

Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.

All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennenlernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.

Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken
und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In die Welt ohne Jahreszeiten,
wo du lachen wirst, aber nicht dein ganzes Lachen,
und weinen, aber nicht all deine Tränen.

Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.

Liebe besitzt nicht, noch läßt sie sich besitzen;

Denn die Liebe genügt der Liebe.

Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf.

Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen.

Aber wenn du liebst und Wünsche haben mußt, sollst du dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein,
der seine Melodie der Nacht singt.

Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen.
Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein;
Und willig und freudig zu bluten.

Bei der Morgenröte
mit beflügeltem Herzen zu erwachen
und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen;

Zur Mittagszeit zu ruhen
und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen;

Am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren;
Und dann einzuschlafen
mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen.

Khalil Gibran
(* 06.01.1883 , † 10.04.1931)

(Foto: Rose © günther gumhold / pixelio.de)

Liebe & Sehnsucht

von Wolfgang Morgenthaler

Liebe & Sehnsucht

Liebe und Sehnsucht

Es ist die Sehnsucht des Herzens die uns kopflos werden lässt. Wenn erwachsene Menschen plötzlich hilflose werden, wenn Du Schmetterlinge im Bauch hast und Dein ganzes Glück scheinbar von einem einzigen Menschen abhängt. Die Sehnsucht des Herzens, die Quelle der Liebe - etwas mysteriöses hat Dich berührt.

Die Liebe verbindet uns mit dem Leben, verbindet uns mit anderen Menschen und verleiht uns Flügel. Die Sehnsucht des Herzens jedoch trägt uns immer weiter. Sie ist die Kraft, die uns zu anderen hin führt genauso wie sie uns von anderen wieder weg gehen lässt.

Es ist wichtig, dass wir irgendwann erkennen, wie sehr diese Sehnsucht ein tiefer Teil von uns selbst ist ... etwas das wir vergeblich im anderen suchen, das uns jedoch gleichzeitig auf unglaubliche Weise mit den anderen verbindet. Die Sehnsucht des Herzens führt uns über uns selbst hinaus, hin zu einem Mysterium.

Die Magie der Präsenz

von Wolfgang Morgenthaler

Wald

Wer in diesen Tag in den Wald geht, kann eine schier unglaubliche Vielfalt erleben. Vogelgesänge, Insektengesumme, das Rauschen der Blätter. Damit du das alles wahrnehmen kannst, musst du bereit sein, da zu sein - offen und empfänglich anstatt in Gedanken bei der Arbeit oder schon wieder bei dem, was Du nachher noch tun möchtest.

Genau so ist es, wenn Du anderen Menschen begegnest. Sei es nur ein Gespräch mit dem Nachbarn oder eine intime Begegnung mit Deinem Partner. Nur wenn Du wirklich präsent bist kann Magie entstehen, erst dann wirst Du durch das Leben berührbar. Es ist Deine Präsenz, die aus einem flüchtigen 'Hallo' eine lebendige Begegnung macht. Es ist Deine Bereitschaft alles Fühlen in Dir anzunehmen, die Dich in einen lebendigen Kontakt bringt. In Kontakt mit den anderen und in Kontakt mit Dir selbst.

(Foto: Waldwanderweg © Rainer Sturm / pixelio.de)

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